Zu nett für diese Welt? Warum übermäßige Freundlichkeit dir schaden kann – und wie du gesunde Grenzen setzt.
Die Geschichte von Yvonne – Wenn Nettigkeit zur Last wird
Yvonne saß mit einem gequälten Lächeln vor mir und starrte auf ihre Hände. „Ich weiß einfach nicht, wie ich Nein sagen soll“, gestand sie. „Ob im Job, in meiner Familie oder mit Freunden – ich helfe immer, höre immer zu, sage immer Ja. Und am Ende bin ich diejenige, die sich ausgebrannt fühlt.“
Yvonne ist eine meiner Coachees, die zu mir kam, weil sie sich selbst in ihrer eigenen Nettigkeit verloren hatte. Sie fühlte sich ausgenutzt, überfordert und irgendwie leer. Dabei war sie nach außen hin die perfekte Freundin, Kollegin und Tochter – immer freundlich, immer hilfsbereit. Doch genau das wurde ihr zum Verhängnis.
In diesem Artikel erfährst du, warum übermäßige Freundlichkeit oft mehr schadet als nützt, warum besonders Frauen davon betroffen sind und wie du lernst, gesunde Grenzen zu setzen – ohne dabei dein gutes Herz zu verlieren.
Warum sind besonders Frauen übermäßig nett?
1. Die Prägung durch Erziehung und Gesellschaft
Von klein auf lernen viele Mädchen, dass es wichtig ist, freundlich, hilfsbereit und rücksichtsvoll zu sein. Während Jungen oft für Durchsetzungsvermögen gelobt werden, erhalten Mädchen Anerkennung für Anpassungsfähigkeit und Harmoniebedürfnis.
Yvonne erinnerte sich im Coaching daran, wie sie als Kind immer gelobt wurde, wenn sie artig war, sich um andere kümmerte oder nachgab, um Konflikte zu vermeiden. „Sei ein liebes Mädchen“, war einer der Sätze, die sie oft hörte. Diese Prägung begleitet viele Frauen bis ins Erwachsenenalter und führt dazu, dass sie eigene Bedürfnisse zurückstellen, um anderen zu gefallen.
2. Gesellschaftliche Erwartungen
Die Rolle der „Kümmerin“ ist tief in unserer Kultur verankert. Frauen übernehmen oft die emotionale Verantwortung für andere – sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Job. Von ihnen wird erwartet, dass sie empathisch und fürsorglich sind. Wer dagegen klare Grenzen setzt, wird schnell als egoistisch abgestempelt.
3. Angst vor Ablehnung und Konflikten
Viele Frauen haben Angst, als unhöflich oder herzlos wahrgenommen zu werden, wenn sie „Nein“ sagen. Doch genau diese Angst führt dazu, dass sie ihre eigenen Grenzen immer wieder überschreiten – mit fatalen Folgen.
Die Schattenseite der übermäßigen Freundlichkeit
1. Emotionale und körperliche Erschöpfung
Yvonne erzählte mir, dass sie abends oft völlig ausgelaugt war, weil sie den ganzen Tag über für andere da gewesen war – Kollegen, Freunde, Familie. Sie hatte kaum Zeit für sich selbst und fühlte sich ständig müde und gereizt.
Chronischer Stress und emotionale Erschöpfung sind häufige Folgen von übermäßiger Freundlichkeit. Wenn wir ständig Ja sagen, obwohl wir Nein meinen, setzen wir unseren Körper unter Dauerstress. Das kann zu Schlafproblemen, Angstzuständen und sogar körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen führen.
2. Verlust der eigenen Identität
Wenn du dich immer nur nach den Wünschen anderer richtest, verlierst du mit der Zeit das Gefühl dafür, was du selbst eigentlich willst. Yvonne erkannte im Coaching, dass sie oft gar nicht wusste, was ihre eigenen Bedürfnisse waren, weil sie sich jahrelang nur darauf konzentriert hatte, es anderen recht zu machen.
3. Geringer Selbstwert und das Gefühl, ausgenutzt zu werden
Yvonne bemerkte, dass sie oft als selbstverständlich angesehen wurde. Kollegen bürdeten ihr Extra-Arbeit auf, Freunde luden ihren emotionalen Ballast bei ihr ab, ohne nachzufragen, wie es ihr ging. Je mehr sie gab, desto weniger wurde sie wertgeschätzt – ein Teufelskreis, der ihr Selbstwertgefühl stark beeinträchtigte.
Warum es so schwerfällt, „Nein“ zu sagen
„Ich will niemanden enttäuschen“, sagte Yvonne. „Was, wenn sie mich dann nicht mehr mögen?“
Diese Angst ist tief verwurzelt. Viele von uns haben als Kinder gelernt, dass Ablehnung schmerzhaft ist und dass es sicherer ist, sich anzupassen. Doch als Erwachsene dürfen wir lernen, dass wir nicht für das Glück anderer verantwortlich sind – und dass gesunde Beziehungen auch dann bestehen bleiben, wenn wir Grenzen setzen.
Weitere Gründe, warum es schwerfällt, „Nein“ zu sagen:
- Schuldgefühle: Viele Frauen haben das Gefühl, egoistisch zu sein, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse an erste Stelle setzen.
- Angst vor Konflikten: Sie befürchten, dass es zu Streit oder Ablehnung kommt, wenn sie sich abgrenzen.
- Perfektionismus: Der Wunsch, alles richtig zu machen und allen zu gefallen, macht es schwer, sich selbst Raum zu nehmen.
Der Weg zur Balance: Gesunde Grenzen setzen und sich trotzdem gut fühlen. Hier erfährst Du die vier Schritte-Formel:
1. Selbstreflexion: Was sind deine Muster?
- In welchen Situationen fällt es dir schwer, „Nein“ zu sagen?
- Warum hast du Angst, Grenzen zu setzen? Was befürchtest du?
- Welche Glaubenssätze hast du über Freundlichkeit und Ablehnung?
2. Kleine Schritte zur Veränderung
Yvonne begann, sich bewusst kleine Momente der Abgrenzung zu erlauben. Statt sofort Ja zu sagen, wenn jemand sie um Hilfe bat, nahm sie sich Zeit, um nachzudenken. „Ich überlege es mir und gebe dir später Bescheid“, war ihr erster Schritt.
3. Klare Kommunikation ohne Schuldgefühle
- Direkt und freundlich bleiben: „Ich würde dir gerne helfen, aber ich habe selbst viel zu tun.“
- Kein schlechtes Gewissen haben: Es ist völlig okay, deine Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen.
- Sich selbst wertschätzen: Dein Wert hängt nicht davon ab, wie viel du für andere tust.
4. Selbstfürsorge als Priorität setzen
Yvonne integrierte bewusst Zeit für sich selbst in ihren Alltag – Yoga, Lesen, Spaziergänge. Sie lernte, dass Selbstfürsorge nichts mit Egoismus zu tun hat, sondern essenziell für ihre eigene mentale Gesundheit ist.
Fazit: Wahre Freundlichkeit beginnt bei dir selbst
Am Ende des Coachings sagte Yvonne mit einem Lächeln: „Es fühlt sich so gut an, mich selbst ernst zu nehmen. Ich bin immer noch nett – aber nicht mehr auf meine eigenen Kosten.“
Wenn du dich in Yvonnes Geschichte wiedererkennst, dann erinnere dich daran: Es ist nichts falsch daran, freundlich zu sein. Doch wahre Freundlichkeit beginnt damit, dass du dich selbst respektierst. Setze Grenzen, achte auf deine eigenen Bedürfnisse – und du wirst sehen, dass du nicht weniger geliebt, sondern sogar mehr respektiert wirst.
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Teile sie gerne in den Kommentaren!
Du möchtest lernen, gesunde Grenzen zu setzen, ohne dich schlecht zu fühlen? Ich lade dich herzlich zu einem kostenlosen Kennenlerngespräch ein. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen kannst – mit Klarheit, Selbstbewusstsein und ohne Angst vor Ablehnung. Schreib mir eine Nachricht, und wir vereinbaren einen Termin!

Du selbst verdienst Deine Liebe und Zuneigung genauso sehr wie jeder andere Mensch im gesamten Universum.
- Buddah